LINEN MAGAZINE

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Die Zeitschrift ÖKO-TEST hat in einer aktuellen Ausgabe hochwertige Bettwäsche und Leinenbettwäsche auf gesundheitlich bedenkliche Stoffe untersucht.Dabei ist Schlitzer Leinen einer der beiden Testsieger. Die Traditionsmanufaktur aus dem hessischen Norden hat gezeigt, dass sich Anspruch und Wirklichkeit prima kombinieren lassen.

Der Grund für die eingehende Untersuchung: Bei der Verarbeitung von Textilien kommen diverse chemische Stoffe zum Einsatz. Sie sollen die Benutzerfreundlichkeit der Textilien qualitativ aufwerten oder optische Signale erzeugen, die den Konsumenten zum Kauf anregen. Typischerweise sind das

• Formaldehyd: Formaldehydhaltige Harze machen die Bettwäsche „bügelleicht“.
• halogenorganische Verbindungen: Sie gelangen durch Färbeprozesse und das Bleichen in die Wäsche.
• Nonylphenolethoxylate: Sie werden in den industriellen Waschmitteln eingesetzt und können Rückstände im fertigen Produkt hochwertige Bettwäsche hinterlassen sowie das Abwasser belasten.
• optische Aufheller und verbotene Farbmittel wie die preisgünstigen Azo-Farbstoffe: Sie können Amine mit krebsauslösender Wirkung freisetzen.

Welche Bettwäsche hat ÖKO-TEST untersucht?

Die Journalisten haben 19 Bettwäsche-Sets hochwertige Bettwäsche und Leinenbettwäsche in der Preisklasse zwischen 96 und 309 Euro getestet. Es handelt sich um hochwertige Bettwäsche aus Baumwolle, Halbleinen, Leinenbettwäsche, Satin sowie einem Produkt aus Seide. Zwei Garnituren aus Naturtextilien mit zertifiziertem Label gehörten ebenfalls zu den Test-Produkten. Gekauft wurden die Bettwäsche-Sets in Kaufhäusern, Onlineshops und Bettengeschäften.

Auf welche Inhaltsstoffe wurde getestet?
Die Verwendung hochwertiger Rohstoffe ist aus den genannten Gründen keine Garantie für ein gesundheitlich unbedenkliches Produkt wie hochwertige Bettwäsche. Deshalb fahndeten die Laboruntersuchungen gezielt nach den typischen Chemikalien aus der Verarbeitungsindustrie, also Formaldehyd, halogenorganische Verbindungen, Nonylphenolethoxylate und optische Aufheller bzw. Azo-Farbstoffe.

Welche Mängel hat ÖKO-TEST zusätzlich beachtet?
Die Bettwäscheherstellung kann zu Umweltbelastungen führen, wenn die Verpackungen PVC oder PVDC oder chlorierte Verbindungen enthalten. Gleiches gilt für die Verwendung von optischen Aufhellern, selbst wenn sie so verwendet werden, dass sie keinen Hautkontakt ermöglichen. Die zwei Produkte mit Naturtextil-Label wurden daraufhin untersucht, ob die Hersteller tatsächlich die gesamten Grenzwerte eingehalten haben.

Wie hat ÖKO-TEST bewertet?

Besonderes Augenmerk legte “ÖKO-TEST“ auf die Formaldehydwerte in der Bettwäsche. Grund ist der intensive Hautkontakt mit Bettwäsche beim Schlafen, zumal dabei häufig geschwitzt wird. Als Richtwert haben die Journalisten einen Formaldehyd-Grenzwert von 16 mg/kg zugrunde gelegt und sich dafür an dem Best-Siegel vom Internationalen Verband der Naturtextilien (IVN) orientiert. Formaldehydmengen unterhalb dieses Werts bezeichnet ÖKO-TEST als „Spuren“. Bei den halogenorganischen Verbindungen legte ÖKO-TEST ebenfalls die Richtwerte vom IVN-Best-Siegel an mit dem Grenzwert von 0,5 mg/kg.

Testschwerpunkt Formaldehyd – warum?
Seit 2006 hält es die Weltgesundheitsorganisation WHO für erwiesen, dass Formaldehyd Krebs erregen kann. Die EU zieht nach und stuft diesen Stoff ab April 2015 gleichfalls als „karzinom“ ein. Besonders gefährlich ist laut wissenschaftlicher Studien das Einatmen von Formaldehyd, beispielsweise durch Zigarettenkonsum oder Autoabgase. Leukämie oder Krebs im Nasen-Rachen-Raum können die Folge sein. Der Krebsinformationsdienst vom Deutschen Krebsforschungszentrum verweist darauf, dass die krebsgefährliche Wirkung von Formaldehyd bei Hautkontakt noch nicht ausreichend erforscht sei. Sicher sei aber, dass „Formaldehyd vor allem als starkes Kontaktallergen“ wirkt, so die Leiterin Frau Dr. Susanne Weg-Remers.

Hieraus ergibt sich die hohe Bedeutung für möglichst niedrige Formaldehydwerte in hochwertiger Bettwäsche. Eine Nachweisgrenze bei Null anzusetzen, ist unrealistisch. Formaldehyd kommt in geringen Mengen in der Natur vor, beispielsweise in Holz. Insoweit lassen sich Rückstände aus dem Rohstoff nicht immer ganz vermeiden. Das weiß auch Heike Scheuer vom Internationalen Verband der Naturtextilien. Eine Verwendung von Formaldehyd als Zusatz in der Verarbeitungsindustrie ist jedoch eine andere Problemstellung. Daher ist Scheuer der Meinung: „Formaldehyd sollte im Input verboten werden.“

Wie streng die Richtlinie des IVN ist, zeigt sich im Vergleich mit den aktuell bestehenden gesetzlichen Grenzwerten. Nicht 16 mg Formaldehyd, sondern 1500 mg pro Kilogramm sind aktuell für Hersteller erlaubt. Sie müssen lediglich ihre Ware mit dem Hinweis versehen: „Enthält Formaldehyd. Es wird empfohlen, das Kleidungsstück zur besseren Hautverträglichkeit vor dem ersten Tragen zu waschen.“

ÖKO-TEST richtete das Augenmerk auf die Frage, welche Bettwäsche-Hersteller trotz dieser Gesetzeslage auf die Verwendung formaldehydhaltiger Harze verzichten.

Das Testergebnis von ÖKO-TEST
Die Laboruntersuchungen haben nachgewiesen, dass 12 von 19 Produkten auf Formaldehyd in der Textilverarbeitung verzichten. Vier Produkte enthalten Spuren der Chemikalie. Drei Produkte fallen ganz durch, weil sie den zugrunde gelegten Formaldehyd-Richtwert überschreiten. Das betrifft die Bettwäsche „Satin Noblesse Amélie“ von Schlossberg, das Produkt „Mako-Brokat-Damast-Bettwäsche Delhi“ von Curt Bauer und die „Plaza Plain Honan Bettwäsche“ von Joop.

Caree Natur von Schlitzer Leinen Leinenbettwäsche

Leinenbettwäsche von Schlitzer Leinen ist Testsieger

Zwei Produkte erhielten die Bewertung „sehr gut“. Es handelt sich um die Leinenbettwäsche „Traumflachs Halbleinen Piccolo“ von der Firma Driessen  Schlitzer-Leinen sowie „Contemporary Marilyn Twilight“ von True Stuff Denmark.
Sowohl die in Deutschland produzierte Leinenbettwäsche von Schlitzer Leinen als auch die Baumwoll-Jacquard-Bettwäsche von True Stuff aus Dänemark weisen optimale Laborwerte auf. Als einziger Schönheitsfehler im Test sind die optischen Aufheller in den Bezügen zu nennen. Da sie so verarbeitet sind, dass keinen Hautkontakt zu den optischen Aufhellern entsteht, geht kein gesundheitlich bedenklicher Effekt von ihnen aus. Allein die Umwelt wird dadurch belastet.
Die einzige Bettwäsche ohne optische Aufheller war die Bio-Wendebettwäsche „Tandem Biber“ in der Farbe Cerise/Orange von Cotonea. Was gut klingt, hat eine erhebliche Kehrseite. Die Contonea-Bettwäsche enthält halogenorganische Verbindungen und wirbt mit dem IVN-Siegel, obwohl es die dafür notwendigen Grenzwerte nicht einhält. Daher muss Cotonea die Zertifizierung abgeben und das Bettwäsche-Produkt ist auch keineswegs uneingeschränkt empfehlenswert.
Im Gegensatz zu den Testsiegern True Stuff und Schlitzer Leinenbettwäsche können die restlichen 16 Bettwäsche-Produkte mit optischen Aufhellern keinen Schutz vor Hautkontakt mit dem hoch allergenen Stoff bieten. Die Aufheller befinden sich häufig an Knöpfen, Etiketten, Reißverschlüssen oder Nähgarn.
Besonders negativ fielen wegen optischer Aufheller auf der Außenseite von Bettbezügen folgende Produkte auf: „Satin Noblesse Amélie“ von Schlossberg, „Granfoulard Cortona Mako Satin“ von Basetti und das „Satin Bettbezug- Set Japanese“ von Desigual.

Die hochwertige Bettwäsche von Delhi und Joop bilden insgesamt den Schlusspunkt der ÖKO-TEST-Bewertungsskala. Sie enthalten neben den erhöhten Formaldehydwerten auch halogenorganische Verbindungen und optische Aufheller. Diese Dreierkombination von gesundheitsbedenklichen Stoffen schließen sie aus der Empfehlbarkeit aus.

Reaktionen der Hersteller
Nur zwei Firmen haben auf die Testergebnisse reagiert. Cotonea räumt ein, dass deren Bio-Wendebettwäsche nicht länger mit IVN-Siegel ausgeliefert werde, schiebt die Ursache für halogenorganische Verbindungen in ihrer Bettwäsche jedoch auf Produkte für die Textilfärbung.
Laut Firmenauskunft entstünden die halogenorganischen Verbindungen beim Färbeprozess der Textilien. Die dafür zugelassenen Hilfs- und Farbstoffe wiesen eine hohe Empfindlichkeit auf und erzeugten im Prozess der Textilveredelung die halogenorganischen Verbindungen in geringen Mengen. Colonea sei bekannt gewesen, dass ihr Bettwäscheprodukt den IVN-Richtwert von 0,5 mg/kg nicht immer einhalten könne. Tatsächlich wiesen die Laborwerte 0,8 mg/kg nach. Damit ist der Firma Colonea vorzuhalten, dass sie mit Bio-Ware und einem IVN-Siegel wirbt im Wissen, die dafür notwendigen Zertifizierungsrichtwerte nicht immer einhalten zu können.
Auch von der Firma Graser Exklusive wurde hochwertige Bettwäsche getestet. Sie hat aufgrund der ÖKO-TEST-Ergebnisse, die halogenorganische Verbindungen nachwiesen, ein Gegengutachten erstellen lassen. Dieses bestätigte das Vorliegen des chemischen Stoffs, wenn auch in etwas geringeren Mengen, was der der Hersteller „sehr ernst“ nehme. Er wolle nun herausfinden, worin die Ursache für die Belastung mit dem chemischen Stoff liege.

Bettwäsche und Formaldehyd aus Expertensicht

Dr. Susanne Weg-Remers leitet den Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Ihren Aussagen nach dringt Formaldehyd meistens über die Atemwege in den Körper ein und kann über diesen Weg Krebs verursachen. Bei Kontakt mit der Haut wirkt Formaldehyd vor allem stark allergieauslösend. Um eine Aufnahme über die Haut zu senken, ist schon das einmalige Waschen von neu gekaufter Bettwäsche sehr wirksam.

Reaktion des IVN auf die Testergebnisse
Der Internationale Verband der Naturtextilien (IVN) bewirbt auf seiner Webseite das eigene Best-Siegel. Dessen Bestimmungsgrenze von 0,5 mg/kg für halogenorganische Verbindung stelle einen Standard mit „höchsten Ansprüchen“ dar und biete das maximale Niveau für textile Ökologie. Ausgerechnet diesen hohen Standard möchte der IVN nun aufgrund der Testergebnisse verlassen und den Grenzwert um das Zehnfache auf 5 mg/ kg erhöhen. Heike Scheuer vom IVN argumentiert damit, dass es bereits häufiger zu Verstößen gegen die strengen Grenzwerte gekommen sei. Wenn es den sauber arbeitenden Herstellern nicht gelänge, die Bestimmungsgrenzen einzuhalten, seien diese auf „realistische“ Werte nach oben zu korrigieren. Diese Argumentation beurteilt Katja Tölle von ÖKO-TEST als „merkwürdige Logik“. Die Stoffe seien nachweisbar gesundheitlich bedenklich. Wenn es dennoch zehn von 19 Herstellern gelinge, die Richtwerte einzuhalten, sei die Begründung nicht glaubwürdig. Hierbei verweist Tölle auf Hersteller, die offiziell keinen Öko-Anspruch vermarkten und dennoch die strengen Richtlinien einhalten können. Das gilt beispielsweise auch für die Testsieger True Stuff und Driessen Schlitzer-Leinen.

 

Weisse Leinenbettwäsche von Schlitzer Leinen

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