LINEN MAGAZINE

Diese Bettwäsche der Leinenweberei Hoffmann ist so gut wie die Aussteuer, die Ihre Großmutter mitbekam. Die Leinen-Bettwäsche von der Leinenweberei Hoffmann wird aus 100 % reinem Leinen hergestellt. Leinenwäsche von Hoffmann wirkt klimatisierend, nimmt Feuchtigkeit auf und leitet sie kontrolliert ab, sie weist Schmutz ab und sie fühlt sich wunderbar an. Sie hat eine schwere Qualität und ist wie für die Ewigkeit gemacht. In der traditionsreichen Region des Dreiländerecks von Tschechien, Österreich und Deutschland hat die Leinenweberei Hoffmann seit 1905 ihren Stammsitz. Die Qualität ihrer edlen Gewebe wurde in dieser Zeit in ganz Deutschland und darüber hinaus geschätzt. Sie schmückten die Tafeln in Herrenhäusern und auf luxuriösen Passagierdampfern. Mittlerweile ist die Leinenweberei Hoffmann eine der letzten existierenden Webereien in Deutschland, die alte Handwerkstraditionen pflegen und höchste Qualität bieten.

Vor rund 800 Jahren war die Oberlausitz eine waldreiche Gegend im heutigen Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien. Die Ortenburg in Bautzen war zu dieser Zeit der Herrschaftssitz der Milzener, einem westslawischen Stamm. Auf der Burg lebten die Edelfreien von Kittlitz und diese riefen vermutlich fränkische Siedler herbei, die die umliegenden Wälder roden sollten und denen dafür das gerodete Land zur Bewirtschaftung überlassen wurde. So entstand auch der von Bautzen etwa 15 Kilometer entfernte Ort Neukirch/Lausitz, als Waldsiedlung, deren Bewohner mehr und mehr ihres Umlandes rodeten und bestellten.

Es war für die Siedler ein karges Leben, denn der gerodete Boden war für den Anbau von Feldfrüchten in der eher hügeligen und steinigen Landschaft wenig geeignet. So begann ab dem 13. Jahrhundert der Anbau des genügsamen Flachs, dem die ungünstige Bodenbeschaffenheit nur wenig ausmachte. Für die Menschen vor Ort lieferte der Flachs einerseits den Leinsamen und daraus das Öl und andrerseits die Flachsfaser zur Anfertigung von Leinenstoffen. In relativ kurzer Zeit standen in jedem bäuerlichen Anwesen ein Handwebstuhl, an dem die Frauen des Hauses Stoffe für den Eigenbedarf und darüber hinaus anfertigten.

Ein Abschlussbericht der sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft aus dem Jahr 1998 bestätigte nach einer sechsjährigen Untersuchung die Vorteile des Flachsanbaus in dieser Region, unter anderem mit folgendem Zitat:

Relativ flachgründige Verwitterungsböden, auf denen andere Marktfrüchte nur unzureichend gedeihen, können dem Flachs bei entsprechend günstiger Niederschlagsverteilung gute Wachstumsbedingungen bieten. Das östliche und mittlere Erzgebirge, die Oberlausitz und das Vogtland sind die klassischen Flachsanbauregionen.“

So war und ist heute wieder der Großraum um Neukirch/Lausitz über gut 700 Jahre ein Zentrum für Flachs oder Leinen und dessen Verarbeitung. Bis in das 20. Jahrhundert hinein lieferten die Flachsbauern der Region der inzwischen herangewachsenen Leinen-Industrie den Rohstoff, den Flachs.

Das Jahr 1905, die Gründung der mechanischen Weberei von Schulze & Hoffmann

Carl Friedrich Richter, ein Webereibesitzer aus Oberneukirch, ließ im Jahr 1904 einen Gebäudekomplex aus Hauptgebäude, Fabrikhalle und Trockenturm an der Zittauer Straße 23 errichten. Der Zweck des Gebäudes bestand darin, fertige Leinenstoffe zu bleichen. Allerdings überschätzte er den Bedarf und konnte so den Betrieb nicht erfolgreich führen. Zur gleichen Zeit waren die Herren Schulze und Hoffmann auf der Suche nach Räumlichkeiten zur Einrichtung einer Webwarenfabrik. Die drei wurden sich im Jahr 1905 über den Ankauf des Anwesens Zittauer Straße 23 einig und noch im gleichen Jahr eröffnete die Webwarenfabrik Schulze & Hoffmann.

Leinenweberei Hoffmann

Der Kaufmann Martin Hoffmann und der Fabrikant Karl-Gustav-Schulze spezialisierten sich von Anfang an auf hochwertigen Damast und auf Stickereien aus und auf Leinen. Dazu rüsteten sie die Fabrik mit den neuesten Jacquard-Webstühlen aus, die es ermöglichten, aufwendige Muster, wie sie im Damast vorkommen, herzustellen. Gleichzeitig wurden Frauen sowohl in der Fabrik als auch in Heimarbeit mit Stickereien auf Tischtüchern, Taschentüchern oder Bettwäsche beauftragt. Die beiden cleveren Unternehmer erkannten damals eine Marktlücke. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte die billige Baumwolle das Leinen bereits großflächig verdrängt. Das aber hinterließ im Luxussegment, speziell in der gehobenen  Hotellerie und Gastronomie, eine Nische, denn hier war Leinen aufgrund der anspruchsvollen Klientel nicht zu ersetzen.

So baute sich die Webwarenfabrik mit ihrem Portfolio exklusiver Leinenwaren in den Jahren und Jahrzehnten nach der Gründung einen illustren Kundenkreis auf, der bis nach England reichte. Gerade in England riss sich die Kundschaft um die Bettwaren und Damaste aus der Lausitz. Obwohl die Briten schon zu dieser Zeit selbst viel Flachs anbauten und Leinenstoffe fertigten, überzeugten die Stoffe aus Deutschland durch ihre Qualität. Selbst der Erste Weltkrieg konnte dem Erfolg kaum Grenzen setzen. Dann jedoch kam der 24. Oktober 1929. Es war der schwarze Freitag, der die Wirtschaft der USA zusammenbrechen ließ. Der damalige US-Präsident Herbert Hoover erließ, im Glauben, die Wirtschaft der USA würde sich dadurch erholen, im Juni 1930 ein neues Zoll-Gesetz. Das beinhaltete vor allem sehr hohe Zölle auf Importware, um die eigenen Unternehmen vor billigerer Ware aus dem Ausland zu schützen. Das aber zwang vor allem die europäischen Staaten, genau dasselbe zu tun. So wurde auch auf die Produkte der Webwarenfabrik Schulze & Hoffmann so hohe Zölle erhoben, dass sich der Export nach England nicht mehr rechnete. Am Ende waren alle Verlierer, vor allem aber Deutschland, dessen Einwohner durch die so verursachte schlechte Wirtschaftslage in die Arme der NSDAP und letztlich in den Zweiten Weltkrieg getrieben wurden.

Mit dem Wegbrechen der englischen Klientel zog sich Karl-Gustav-Schulze Anfang der 1930er-Jahre aus dem Unternehmen zurück und es fand die Umfirmierung in Hoffmann & Co statt.

Naziherrschaft und DDR

Über die Zeit während der Naziherrschaft ist wenig bekannt, was die Leinenweberei Hoffmann betrifft. Nach dem Ende des Krieges 1945, die Firma lag jetzt in der Ostzone der vier Siegermächte, also auf russischem Hoheitsgebiet, ging es zunächst einfach weiter. Nach wie vor wurden Hotels und sogar Werften mit Bettwäsche und Haushaltstextilien beliefert und dies in gleich hoher Qualität wie vor dem Krieg. Die Oberlausitz als Flachsanbaugebiet war für die Gewinner des Krieges kaum von Bedeutung, weshalb, abgesehen von Dresden, in der Region kaum Bomben fielen.

Mit der Gründung der DDR wurde Hoffmann & Co zwar nicht verstaatlicht wie viele andere Betriebe, aber die Produktion wurde zwangsweise auf Arbeitskleidung und Kinderhosen umgestellt. Zu Anfang der 1960er—Jahre war es dann Bettwäsche, die anzufertigen war. Im Jahr 1972 kam dann doch die Verstaatlichung in Form einer zunächst selbständigen VEB, die dann 1975 in die staatliche Wäsche Union integriert wurde. Der Flachsanbau in der Region ging immer mehr zurück und damit fehlte Hoffmann & Co der Rohstoff. Erst wurde sich mit der Fertigung von Halbleinen-Produkten beholfen, dann aber war es nur noch Baumwolle. Daraus machten die Mitarbeiter/innen vor allem Geschirrtücher. Im Jahr 1990, als sich die DDR auflöste, fertigte Hoffmann & Co 20.000 Geschirrtücher pro Tag, die an Handelsketten in Westdeutschland geliefert wurden.

Der Neuanfang im Jahr 1994

Der große Besen der „Neuen Heimat“ sah 1991 eigentlich vor, den Betrieb auf immer und ewig zu schließen.  Doch diesem Plan kam die Enkelin von Martin Hoffmann, Christine Rentsch, zusammen mit ihrem Ehemann Gottfried Rentsch zuvor. Sie stellten im Jahr 1991 einen Antrag auf Reprivatisierung des Unternehmens. Ihr Glück dabei war, dass die im Jahr 1972 verstaatlichten Betriebe noch nicht aus dem Handelsregister gelöscht waren. So kam es, dass Hoffmann & Co im Jahr 1994 wieder in die Hände der Familie gelangte. Zusammen mit 30 Mitarbeitern begann der Neuanfang, zunächst bescheiden in der Form, dass für die deutsche Bundespost Münzsäcke und Postsäcke gefertigt wurden.

Doch auch der ursprüngliche Firmenzweck, die Anfertigung von Bettwäsche aus reinem Leinen sowie die Anbringung von Stickereien in Handarbeit, nahm wieder in Neukirch/Lausitz ihren Anfang. In genau den Betriebsgebäuden, in denen die Firma 1905 gegründet wurde. Christine und Gottfried Rentsch, beide bei der Reprivatisierung 1994 selbst schon in den 50gern, setzten sich im Jahr 2006 zur Ruhe und veräußerten das Unternehmen an den Textilfachmann Sieghard Albert und den Wirtschaftsingenieur Reinhard Ruta.

Die Leinenweberei Hoffmann im 21. Jahrhundert

Heute kommen in der Leinenweberei Hoffmann elektronisch gesteuerte Web-Automaten zum Einsatz, aber auch noch traditionelle Schützenwebstühle. Inzwischen beinhaltet das Portfolio Leinen-Bettwäsche und weitere Heimtextilien gemäß dem Öko-Tex-Standard. Ein Schwerpunkt ist hierbei die individuelle Maßanfertigung der Bettwäsche und natürlich die personalisierte Stickerei. Hinzu kommt als neuester Zweig die Herstellung technischer Gewebe für industrielle Zwecke, etwa in der Verbundtechnologie.

Ein Wermutstropfen besteht für die Leinenweberei Hoffmann darin, dass der Faserflachs in Deutschland praktisch nicht mehr angebaut wird. Auch nicht mehr in der Oberlausitz, die über Jahrhunderte zu den wichtigsten Flachsanbauregionen Europas zählte. Leider wird der Faserflachs weder von der EU, noch von der Bundes- oder den Landesregierungen im Anbau unterstützt.

Damast, das Zauberwort für Magie aus Leinen

Für den oder die Liebhaberin exklusiver Bettwäsche ist die Leinenweberei Hoffmann „die“ Manufaktur, die wie kaum eine andere für wunderschöne Damast-Bettwäsche steht. Schon vor nun über 115 Jahren war die Bettwäsche aus Leinen-Damast aus dem Hause Hoffmann in ganz Europa begehrt. Heute kommen dafür zur Fertigung wieder Jacquard-Webstühle zum Einsatz, genau wie damals. Erfahrene Weber zaubern die Ornamentik des Orients in den Stoff und das können auf diese Weise nur noch sehr wenige Leinenwebereien in Deutschland. Die große Kunst in der Herstellung von Damaststoffen besteht darin, mit nur einer Garnfarbe dem Stoff eine Struktur zu geben, die die eingewebten Muster je nach Lichteinfall unterschiedlich erkennbar macht. Wer mit den Fingerspitzen leicht über Damast-Leinen hinwegstreicht,  wird ganz zart die Übergänge der floralen Muster spüren.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Chrysantheme Anthrazit Reinleinen Damast aus dem Hause Hoffmann. Die Chrysantheme ist ein Design, das bereits in den Anfängen der Manufaktur entworfen wurde und einfach zeitlos schön bleibt. Es ist durchaus im vorstellbaren Bereich, dass sich Mitglieder des englischen Adels schon zu Zeiten Edwards VII, dem Vorgänger von Königin Elisabeth, in Chrysanthemen-Damast-Bettwäsche aus Neukirch betteten.

Ebenso zu den Klassikern des Programms aus dem Hause Hoffmann zählen die Reinleinen-Bettlaken und Bettwäschen in schwerer Ausführung. Hierfür werden starke Leinengarne verwendet, die dem Stoff ein Gewicht von 205 g/m verleihen. Die Fadenfeinheit beträgt Nm 26. Mit Bettwäsche dieser Art befüllten junge Frauen früher ihre Aussteuertruhen und wussten dabei, dass diese Leinen-Bettwäsche ein Leben lang halten wird. Wenn heute hier und da Antik-Leinen in Kleinanzeigen angeboten wird, dürfte sich darunter mit großer Sicherheit auch Hoffmann-Leinen befinden. Das neue Hoffmann-Leinen des 21. Jahrhunderts steht seinen Vorgängern in Qualität und Wertigkeit in nichts nach.

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